So erleben Mütter und Väter den Beziehungsverlust zum eigenen Kind im Verlauf eines Trennungsprozesses

Stadien:

  • Nicht einvernehmliche Trennung
  • Unbewältigte Konflikte, übertragen aus der Ursprungsfamilie/ Konflikte aus der Paarbeziehung werden über das Kind ausagiert.
  • Wenig/ abnehmende/verweigerte direkte Kommunikation, oft nur noch über Anwälte
  • Abnahme der Kontakte mit dem Kind
  • Kontaktabbruch zwischen den Schwiegerfamilien
  • Brüchige/gekappte Bindungen der Kinder zu Großeltern und Verwandten
  • Unverständnis und Fassungslosigkeit über den drohenden Beziehungsverlust
     

Einbezug von Jugendamt, Familiengericht und weiteren professionellen Verfahrensbeteiligten


Vorwürfe und Schuldzuweisungen,oft ohne Verifizierung und Klärung. (1) 

  • Singuläre, "normale" Ereignisse im Familienalltag können generalisiert, katastrophisiert/  zum "Trauma" hochstilisiert werden.
  • Erleben von externer Ungerechtigkeit, von verwehrter Gleichwertigkeit und Gleichbehandlung der Eltern bewirken interne Hilflosigkeit, Ohnmacht und reale Machtlosigkeit.
  • Erklärungs – und Rechtfertigungsdruck bei empfundener Demontage der eigenen Persönlichkeit.
  • Gefühlte/ erlebte Parteilichkeit der Professionen. (häufiger bei Vätern)
  • Derealisation: Wie konnte das passieren? Was machen die gerade mit mir? Das kann doch gar nicht sein!
  • Kampf um die Beziehung wird zum Kampf um das eigene emotionale, soziale (und finanzielle) Überleben.
  • Der eigene Selbstwert ist bedroht, der Fokus liegt nur noch auf dem Kind und auf dem Verfahren. Alle anderen Lebensbereiche treten zurück.
  • Erwartete/ erhoffte Hilfe durch die Institutionen wird zu fortgesetzter Enttäuschung, gefühlter Zurückweisung und Erniedrigung durch subtil vermittelte/ empfundene Bedeutungslosigkeit der eigenen Elternrolle: "Ich werde für mein Kind als verzichtbar erklärt".
  • Derealisation wird zu Depersonalisation: "So ein Vater/ so eine Mutter bin ich nicht!
  • Ambivalenz zwischen aufgeben (Resignation/ Flucht/ Selbstschutz) und weitermachen (Kampf/ Angriff/Selbstverteidigung)
  • Verständnislosigkeit des eigenen Umfelds, (stärker bei Müttern ohne Kontakt) verstärkt den Schmerz und das Leid. (2)
  • Beschädigung/ Verlust der eigenen Lebensqualität.

    Chronifizierter psychischer Stress 

kann zum Zusammenbruch des eigenen Bewältigungssystems führen, zu psychischen und physischen Erkrankungen sowie zu Arbeitsunfähigkeit.
Diese Entwicklung mündet nicht selten in eine posttraumatische Belastungsstörung (PTBS).
 


Fußnote 1
Wenn jemandem eine Verfehlung vorgeworfen wird, wird von allen reflexartig eine eigene Erklärung für seine Schuld gesucht: "looking for evidence". Auch der/ die Beschuldigte selbst sucht und findet eigene Fehler, die er/sie gemacht hat, die macht jeder. Wenn diese Spirale sich weiter dreht und aus korrigierbaren Fehlern immer grössere Schuld wird, die den Kontaktverlust rechtfertigt, kann diese Dynamik für Eltern zu einem kafkaesken Albtraum werden.

Fußnote 2:
Psychische Verletzungen sind in den gleichen neurologischen Zentren lokalisiert wie körperliche Verletzungen bei Unfall und Krankheit. Das Schmerzerleben ist das selbe. Auch bei Kindern, die angebrüllt, abgewertet und geschlagen werden!